3 Living Well within Limits
henri edited this page 2023-04-22 18:13:50 +08:00

Living Well within Limits

Ausschnitt Maja Göpel:

Website des Projekts

Präsentation (33 Slides)

Julia Steinberger: Wie ist das "Gute Leben" in planetaren Grenzen möglich? Und was ist dafür zu tun? -1h40

Video mit Julia steinberger (30.5.)

Wir können auch anders - Maja Göpel

In einer Welt mit unerschöpflichen Ressourcen würde man Gerechtigkeit dadurch herstellen, dass einfach alle, die mit ihrem Verbrauch noch hinterherhinnken, möglichst schnell zur Spitze aufschließen sollen. Genau diese Strategie haben wir bisher offiziell verfolgt. Selbst in den Globalen Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen von 2015 wird noch angestrebt, dass die unteren vierzig Prozent der Bevölkerung einer Gesellschaft und der Welt eben Verhältnismíg schneller materiellen Zuwachs erhalten sollten als der Rest. Dass irgendwer mal genug haben könnte, taucht auch hier in keiner Weise auf.
Obwohl allein der Vorschlag ziemlich gewagt ist im Angesicht der naturwissenschaftlichen Prognosen über den Zustand der Erde und ihrer Ökosysteme. geradezu utopisch.
Was wäre denn realistisch?
Dieser Frage sind Wissenschaftler:innen um die Wirtschaftsökologin Julia Steinberger an der Universtität Leeds in einem Projekt mit dem Namen "Living Well Within Limiths" nachgegangen. Seie wollten herausfinden, wie ein Leben aussehen kann, das für alle gut ist und sich dennoch innerhalb der Planetaren Grenzen bewegt. Für ein globales Szenario haben sie berechnet, welche Mindeststandards es an Versorgung, Infrastruktur und Ausstattung für so ein Leben geben müsste und wie viel Energie nötig wäre, um diese Standards zu erfüllen.
Das Ergebnis ist überraschend: Legt man diese Mindeststandards an, dann könnten selbst mit dem Stand heutiger TEchnik zehn Milliarden Menschen anständig auf der ERde leben, ohne dass der weltweite Energieverbrauch steigen müssten, im Gegenteil, er könnte sogar fallen. Wir bräuchten unter dem Strich nicht mehr Energie, las wir Anfang der 1960er- Jahre zur Verfügung hatten.

Wie würde ein solches Leben aussehen?
Natürlich gebe es auch in so einer Niedrigenergiewelt beheizte Wohnungen und fließendes Wasser, Handys, Kühlschränke, Internet, Krankenhäuser und Schulen. Es wird noch Fleisch gegessen und gereist. Kein Mensch muss nackt in einer Höhle leben. Grundbedürfnisse wie Unterkunft, Ernährung, Kleigung, MObilität, Bildung, Kommunikation oder Gesundheitsvorsorge will auch diese Welt erfüllen. Sonst bräuchte man sie wohl nicht.
Es ist eher die Art und Weise, wie diese Bedürfnisse befriedigt werden, die diese Welt so sehr von unserer unterscheidet.
So stehen in diesem Szenario jeder Person nur fünfzehn Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung.
Heute sind es in Deutschland im Schnitt dreimal so viel. Jede:r kann täglich fünfzig Liter Wasser verbrauchen, deutlich weniger las die Hälfte dessen, was eine in Deutschland lebende Person heute für sich in Anspruch nimmt.
Der individuelle Fleischkonsum ist auf fünfzehn Kilo pro Jahr beschränkt und damit ein Viertel desssen, was wir im Schnitt heute in Deutschland pro Jahr verzehren.
Die Anzahl der Handys ist auf eines pro Person reduziert, die Zahl der Laptops auf einen pro Haushalt, wobei zu einem Haushalt vier Leute zählen.
Jeder Mensch kann jedes Jahr vier Kilo neue Kleidung kaufen und achtzig Kilo Wäsche waschen. Er kann auch 15000 Kilometer im Jahr unterwegs sein, wobei er sich dafür sehr wahrscheinlich in einem stark ausgebauten öffentlichen Nahverkehr bewegt oder ein Fahrrad nimmt, aber eher nicht in einem eigenen Auto und sehr wahrscheinlich nicht in einem Flugzeug.

Sie halten das für vollkommen unrealistisch?
Tatsächlich müssten Länder wie Kanada oder Saudi-Arabien ihren Energiebedarf für eine solche Welt um bis zu 95% reduzieren. Vieles davon geht heute für Heizen oder Kühlen drauf.
Länder wie Kirgistan, Uruguay oder Ruanda dagegen verbrauchenh schon heute pro Kopf nicht mehr Energie. Und einige Länder südlich der Sahara könnten sogar noch ein paar Energiesklaven drauflegen.

Eine solche Transformation häte nicht nur den Vorteil, dass wir damit die ERderhitzung verlangsamen. Mit der Menge an erneuerbarer Energie, die wir weltweit heute schon erzeugen, hätten wir in diesem Szenario bereits die Hälfte unseres Bedarfs gedeckt.
Zurzeit sind es noch weniger als ein Fünftel. In einer solchen Welt würden sich die Lebensumstände für viele Millionen Menschen im globalen Süden, die heute ärmlicher leben, die schlechter wohnen, sich schlechter ernähren und bilden können und weniger ärztliche Versorgung haben, stark verbessern. **Für viele Menschen im globalen Norden hätte sie wohl eine Verringerung der Arbeitszeit ur FOlge, so wie es John Maynard Keynes und John Stuart Mill vorausgesehen hatten und würde den Kopf und die Hände frei machen für Dinge, die uns bisher entgangne sind in unseren "Tretmühlen des Glücks", wie der Schweizer Ökonom Mathias Binswanger sie nennt.

Es entstünde eine Welt, in der zehn Milliarden Menschen alle in etwa gleich viel haben und es uns in Summe nicht den Planeten kostet. Wäre das nicht eien Anstrengung wert?

Sie zögern? Das kann ich verstehen.
Ich glaube nicht, dass wir erst zu einem anderen Miteinander kommen, wenn wir alle über die gleiche Menge an Gegenständen und Quadratmetern verfügen. Aber das hatten STeinberger und ihre Kolleg:innen mit ihrem Szenario auch nicht im Sinn.
Sie wollten vor allem zeigen, dass die ERde eigentlich genug herbit für ein gutes Leben für alle. Wir müssten nur anfangen, Dinge anderes herzustellen, zu nutzen und zu teilen. Und Innovationen darauf ausrichten, dass sie hohe Lebensqualität bei geringstem ökologischen Fußabdruck verfolgen.